Das Dorfleben – Tradition und Moderne
Andere Arbeitsmoral
Da wir im Vergleich zu den anderen Gästen, die im Schnitt 3 Tage blieben, recht lange auf der Insel waren, haben wir so einiges vom Dorfleben mitbekommen. Am Anfang dachten wir noch, dass sich alle im Dorf unterstützen und helfen, aber es erschien uns eher wir Konkurrenz. Viele Familie haben einen eigenen Homestay, die Kinder anderer Familien spielen dann auch nur mit den Kindern der eigenen Gäste usw. Es ist alles strikt getrennt. Jeder geht allein fischen, holt seine Gäste mit dem eigenen Boot ab und kocht für sie allein, auch Gartenarbeit macht jede Familie allein. Unserer Meinung nach könnten sie sich mehr unterstützen und gegenseitig helfen. Generell ist Arbeitsmoral sehr gering. Vom Müll der überall liegt, von Kokosnüssen, die geerntet werden könnten, von der Wäsche, die im Dreck hängt bis zu der Ruine, die am Strand auf einen Wiederaufbau wartet und der vielen Ausbesserungen, die in den Unterkünften notwendig wären…. Es bleibt einfach alles liegen. Die Gastmama ist die einzige, die den ganzen Tag arbeitet.. Essen zubereiten, Unterkünfte herrichten, alles organisiert, was mit den Gästen zu tun hat. Sie hat oft Unterstützung von ihren Kindern und ihrer Schwiegermutter, aber sie arbeitet von früh bis spät. Die Männer gehen fischen und machen die Touren mit den Touristen. Zwischendrin wäre viel Spielraum für Reparaturen oder sonstiges. Ich glaube, wir sind da anders aufgewachsen, ich sehe die Arbeit irgendwie und wir haben auch ab und zu mal mitgeholfen, wenn uns danach war.
Regenwasser zum Trinken
Das Trinkwasser bekommt man auf den Inseln aus großen Tanks, in denen das Regenwasser gesammelt wird. Jede Familie hat einen Tank von der Regierung geschenkt bekommen. Wir haben das auch getrunken, etwas aufgewertet mit den Sachen, die wir zur Trinkwasseraufbereitung mit dabei haben. Es war sehr lecker und wir haben es super vertragen. Sollte das Trinkwasser im Tank mal knapp werden, befinden sich im Dorf noch Brunnen.
Der Tourismus verändert das Leben der Menschen
Der Alltag besteht aus Fischen… Sie essen hier jeden Tag Fisch, der auch immer erfrisch ist, denn eine Möglichkeit zu kühlen besteht nicht dauerhaft. Es gibt hier Solarstrom, der aber auch nicht ewig reicht. Der Tourismus hat hier das Dorfleben schon sehr verändert. Er ist eine gute Einnahmequelle, oder die einzige bei vielen, aber die Mama arbeitet dafür den ganzen Tag. So etwas wie ein eigenes Familienleben gibt es kaum noch, alles muss um die Gäste herum geplant werden. Da bleibt für viele nur der Kirchenbesuch, der sich mehrmals in der Woche durch das Läuten der Glocke ankündigt. Natürlich zählen dazu auch die Kavaabende, die aber meist von den jungen Männern und den Gästen zusammen zelebriert werden. Die Familie kauft viele Fertigprodukte ein, bei der Selbstherstellung von Lebensmitteln oder Selbstanbau von Gemüse und Obst gib es viel Potential, was ich auf jeden Fall genutzt hätte um mich unabhängiger zu machen. Die Zeit dafür haben die Dorfbewohner definitiv, aber durch das Geld, was die Touristen mitbringen, können sie sich viele Dinge kaufen, die es vorher so nicht gab und das verändert natürlich auch alles. Es ist sehr schade… finde ich… es gibt aber bestimmt noch andere Familien, die traditioneller leben und mehr Eigenanbau betreiben. Auf der Insel gab es auch Felder, die bewirtschaftet wurden.
Kava zum Relaxen
Das Kavagetränk wird aus der Kavawurzel zubereitet, mit Wasser und in einem Lappen mit der Hand ausgepresst und dann aus einer kleinen Kokosnussschale getrunken. Klatschen Bula rufen, trinken, 3x klatschen – so war das Ritual auf Fiji. Wir haben es natürlich auch mal probiert, es betäubt die Zunge, schmeckt bitter und gar nicht mal so lecker. Es entspannt die Muskeln und beruhigt und führt zu einem wohligen Schlaf. Man kann Kava als Pulver oder in Kapseln kaufen. Die Wirkung hängt von der Art der Pflanze, der Frische und der Zubereitung ab. Wir haben uns am Flughafen noch einpaar Kapseln gekauft, damit wir die stressigen Reisetage entspannter überstehen 🙂 Eigentlich ist diese Zeremonie den Männern vorbehalten, aber jetzt sitzen auch Touristen mit dabei, was dem Fijianer aber offensichtlich sehr viel Freude bereitet.
Der Müll eine hässliche Begleitung
Ein bitterer Beigeschmalck ist der Müll, den der Tourismus aber auch der Konsum der Einheimischen mit sich bringt… Plastikmüll in Hülle und Fülle. Früher brauchte man keine Plastikwasserflaschen und heute brauchen täglich duzende Touristen Wasser aus Flaschen, Cola aus Dosen oder Kekse aus einer Verpackung. Ich möchte uns natürlich hier nicht ausschließen. Wir sind ebenfalls Touristen und tragen in gewissem Maße auch zum Leid der Bewohner bei und auch zum Wohl. Manchmal weiß ich gar nicht ob sie der ganze Müll nicht stört. Mich stört er schon und deswegen bin ich morgens Müll sammeln gegangen. Gefreut haben die sich nicht über die Müllsäcke, die ich da heran geschafft habe. Der Müll wird dann einfach verbrannt. Jeder kann etwas dafür tun… Müll sammeln und von der Insel seinen eigenen Müll mit herunter nehmen, auf Flaschen und Dosen und Verpackungen verzichten oder deren Nutzung einschränken, Stoffwindeln benutzen,…
Ich habe soviel Flip Flops gefunden, ich hätte jeden Tag ein neues Paar ungleicher Schuhe anziehen können.
Schwangerschaft auf Insel
Vor vielen Jahren haben die Frauen ihre Babys noch auf den Inseln bekommen. Zur Geburt bekommen die Frauen auch das Kavagetränk gereicht um Entspannung der Muskeln herbeizuführen. Seit ein paar Jahren müssen die Frauen den letzten Schwangerschaftsmonat auf dem Festland verbringen und ihre Babys im Krankenhaus ENTbinden. Sehr Schade, dass sie keine andere Wahl haben.